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Zeit und Zeitlosigkeit im
Klassischen Musikschaffen
JOURNALIST: Herr Hübner, Sie stellen Ihr musikalisches Wirken bewußt in die Tradition der großen Klassiker.

Da Sie in der Realisierung Ihrer Werke aber auch sehr viel mit elektronischen Mitteln arbeiten, führt dies selbst bei Fachleuten immer wieder zu der Frage, warum gerade Sie, der Sie sich in Ihrem Schaffen doch besonders der Natur verpflichtet fühlen, so oft elektronische Mittel benutzen und nicht ausschließlich und konsequent „natürliche“ Instrumente einsetzen?

PETER HÜBNER: Wenn eine Komposition in mir ausgereift ist, dann höre ich sie höchst lebendig in mir tönen.

Heute sagen viele sogenannte Anhänger klassischer Musik, eine Musik ist nur dann klassisch, wenn sie mit den Instrumenten des klassischen Orchesters aufgeführt wird.

Dies bekundet nur, daß diesen Musikfachleuten die Einsicht in den Prozeß natürlichen Musikschaffens fehlt.

Die Natur läßt in einem Tondichter eine klassische Komposition nicht als Loblied auf irgendein Instrumentarium entstehen – eine natürliche Musikschöpfung ist kein akustischer Selbstzweck:

Wenn eine natürliche Komposition im Geiste entsteht, also wenn die Natur in einem Komponisten ein Musikwerk in seiner schöpferischen Phantasie hervorbringt, dann tut sie dies, um darin die natürliche Evolution seiner vielfältigen inneren Lebenskräfte anzuregen.

In diesem innermenschlichen Entfaltungsprozeß spielt die Struktur-entwicklung der Musik die Hauptrolle, denn über diese äußert sich ja die dynamische Interaktion und Entfaltung seiner Lebenskräfte – der Gedanke an Instrumente oder Musiker oder Orchester hat dabei noch gar keinen Raum.

Der klassische Komponist versucht dann später, die in ihm gewachsene Tonschöpfung für den Hörer so naturgetreu wie möglich im äußeren akustischen Raum zum Klingen zu bringen.

Und wenn er dann einen bestimmten Teil dieser inneren Musikschöpfung beispielsweise am ehesten durch ein Horn wiedergeben kann, dann wird er diesen Teil für ein Horn instrumentieren.

Was aber soll er tun, wenn dieser Teil des Werkes so lange ertönen soll, daß dem Hornspieler die Luft ausgeht oder wenn von der inneren Eingebung ein Tonumfang gefordert wird, den das physische Instrument nicht hat, oder wenn die innen gehörte Passage für den Spieler sich als so schwierig erweist, daß er sie gar nicht spielen kann?

Bisher mußte ein klassischer Komponist hier an der innen gehörten Komposition Abstriche machen und damit ihre Aussage einschränken – sie gleichsam verstümmeln.

Mit den heutigen elektronischen Mitteln aber kann er beispielsweise ein Horn solange wie gefordert erklingen lassen und in genau dem Tonumfang und Schwierigkeitsgrad, den seine musikalische Eingebung ihm vorgibt und auf diese Weise das Werk weitestgehend so darbringen, wie es in seinem Inneren erklingt.

Dabei ist die Lebens-Struktur der Komposition – die natürliche lebendige Logik, die ihr innewohnt – das Wichtigste und nicht so sehr die Klangfarbe, wie das so viele Anhänger sogenannter natürlicher Instrumente annehmen.

Schon Johann Sebastian Bach hat keinen Zweifel daran gelassen, daß es gerade diese natürliche Struktur einer Komposition ist, die im Hörer eine höhere Lebensqualität erweckt, und daß Klangfarbe, Lautstärke, Dynamik, etc. – die heute überall so hoch im Kurs stehen – von völlig untergeordneter Bedeutung sind: ja das eigentliche Feld der Musik gar nicht berühren.

Vergleichen Sie es einmal mit einer Plastik. Ob die Pieta von Michelangelo nun in diesem Marmor oder jenem Marmor oder gar aus Gips oder aus Holz gebildet wäre, würde doch der künstlerischen Aussage über das innere spirituelle Leben dieses Kunstwerkes nur wenig Abbruch tun.

Es ist die Struktur, in der die lebendige Aussage zum Ausdruck kommt – nicht aber das Material. Und entsprechend verhält es sich auch mit einem natürlich gewachsenen Musikwerk.

                   
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PETER HÜBNER
DEUTSCHLANDS NEUER KLASSIKER
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